- Ida Keller
Diskussion um Kleidungsverbote an Schulen
Nach Diskussionen um Vorgaben und Kleidungsverbote an Frankfurter Schulen wie insbesondere für das „Zeigen von Zuviel Haut“ hat der StadtschülerInnenrat Frankfurt im vergangenen Jahr eine Pressemitteilung veröffentlicht.
Nun hat das Thema durch die Forderungen des Elternrates wieder an Aktualität gewonnen.
Der Vorstand des StadtschülerInnenrates Frankfurts lehnt genannte Einschränkungen ab.
Dazu erklärt Ida Keller aus dem Vorstand des StadtschülerInnenrates: „Schulen sollten Orte sein, an denen sich Schüler*innen gerne aufhalten und wohlfühlen. Das Zeigen von Haut schränkt weder das Lernen noch das soziale Miteinander ein. Es sollte den Schüler*innen selbst obliegen, wie sie sich kleiden. Kleidung kann auch ein Ausdruck der Persönlichkeit und Individualität sein. Ein Eingriff in diese Freiheit und in die freie Persönlichkeitsentfaltung wird von der großen Mehrzahl der Schüler*innen als übergriffig empfunden.
Da Kleidungsverbote schwerpunktmäßig den weiblichen Teil der Schülerschaft betreffen, werden Rollenbilder und Tabus, wie sich Frauen anscheinend zu kleiden haben und wie nicht, gefestigt. Wenn Schüler*innen vorgelebt wird, dass ihr Auftreten unangemessen oder falsch sei, kann dies über die Schule hinaus wirken und zu Verunsicherung führen. Ein falsches Verständnis von eigener Schuld bei grenzüberschreitendem Verhalten, könnte auch im privaten Raum eine mögliche Folge solcher erzeugter Normen sein.
Verbote, wie für das Zeigen von „zu viel“ Haut, können als sexualisierend empfunden werden. Zudem handelt es sich bei der Festlegung jener Kleidungsvorschriften nicht um allgemeingültige, objektive Kriterien, sondern um individuelle Ansichten.
Es stellt sich außerdem die Frage nach der Umsetzung solcher Verbote und Vorgaben: Ab welcher Länge gilt eine Hose oder ein Oberteil als zu kurz oder ein Ausschnitt als zu tief? Sofern die Lehrkräfte das beurteilen müssten, könnten Schüler*innen bloßgestellt und ihnen ein individueller Maßstab auferlegt werden. Schüler*innen sind somit der Willkür und subjektiven Einschätzung von Lehrkräften ausgesetzt. Das birgt Konfliktpotential und führt zu Unsicherheit.
All dies steht gegen aktuelle Bemühungen von Vielfalt, Anti-Sexismus und Body Positivity. Niemand sollte auf das Aussehen oder die Kleidung reduziert werden. Die Idee von solchen Kleidungsvorschriften ist aus der Zeit gefallen. Vielmehr sollte Schüler*innen erlaubt werden, im geschützten Raum der Schule ihre Individualität auszudrücken, ohne Sorgen vor Diskriminierung oder Sexismus haben zu müssen.
Eingriffe in die Freiheit von Menschen – auch von nicht volljährigen wie Schüler*innen – bedürfen in einer liberalen Demokratie immer sehr guter Begründungen. Wir sind nicht der Ansicht, dass diese hier vorliegen.“